Zentralspanien / España Central / L`Espagne centrale / Central Spain 2012
“Auf den Spuren von El Cid und Don Quijote“
lizenzfreie Musik von Jamendo:
Bildquelle (Reiter): mit freundlicher Genehmigung des Centro Español Nürnberg
"La libertad . . . es uno de los más preciosos dones que a los hombres dieron los cielos; con ella no pueden igualarse los tesoros que encierra la tierra ni el mar encubre."
("Die Freiheit . . . ist eine der köstlichsten Gaben, die der Himmel dem Menschen verliehen; mit ihr können sich nicht die Schätze vergleichen, welche die Erde in sich schließt noch die das Meer bedeckt.")
V o r b e r i c h t
"An einem Ort in der La Mancha . . . "
Wie zu jedem Ende der Saison stellte sich auch 2011 wieder jene Frage: Was fahren wir im kommenden Jahr?
Vielleicht Norwegen? steht schon seit Jahren ganz oben auf der “Zu-Tun-Liste“.
Oder mal Frankreich? so ’ne richtige Tour im französischen Zentralmassiv und einem Teil des Westalpenvorlandes war/ist schon seit einiger
Zeit in Planung und auch schon längst überfällig.
Der Auswahl gabs also genug. Oder am Ende vielleicht doch wieder "einmal" Spanien?
Ein Blick ins "Material" erleichtert manchmal die Entscheidung. Als ich dann bei GPsies unsere im Laufe der letzten Jahre gefahrenen Gesamttouren zusammenbastelte, stellte ich mit Erstaunen fest, dass da ein ziemlich großes Loch in der Mitte Spaniens klaffte.
Gut, bei dem einen oder anderen "Streifzug" wurde die Mitte des Landes schon mal angekratzt. Mit Grausen erinnere ich mich z.B. auch an eine Tour aus dem Jahr 2000:
Wir fuhren damals von Oviedo nach Madrid. Es muss so um den Monatswechsel April/Mai gewesen sein. Während der gesamten Tour Eiseskälte, wenige Grad über Null. Beim Durchfahren der kantabrischen Kordilliere wärmte allein der Hammer-Panoramablick am Embalse (Stausee) de (von) Riaño unsere Gemüter auf. Nachdem wir in die nördliche kastillische Hochebene (Meseta) “abgestiegen“ waren, fing es auch noch zu regnen an. Und weil das dann immer noch nicht reichte, kam auch noch ein heftiger Seitenwind von rechts dazu. Ab und zu rollten irgendwelche ausgerissenen Sträucher über die Straße (kein Witz!), auf den Straßen war sonst kein Mensch unterwegs. In einem der wenigen Dörfer mit Kneippe machten wir unsere große Pause. Als wir die Tür zum Lokal öffneten und eintraten war erstmal Totenstille unter der Landbevölkerung.
“ . . . irgendwo hörte man die Asche einer halbgerauchten Zigarette zu Boden rieseln . . .“
Über die Schulter blickend, vergewisserte ich mich, dass niemand von uns einen Geigenkasten dabei hatte. Klar, wer hätte wohl 4 dick in Regenkombis vermummte MotorradfahrerInnen mitten in der Pampa erwartet. Unsere UFOs hatten wir vorher ja schließlich auch gut versteckt. Nach einem kurzen “Atemaussetzer“ schnappte die Zeit wieder ganz normal Luft, man beachtete uns kaum und ging wieder seinem Tagesgeschäft nach.
Mit dem Verzehr von Bocadillos (spanischen Fressflöten) kam auch wieder Leben in unserer durchgefrorenen Körper zurück. Die beiden Sozias wollten allerdings den ultimativen Wärmeschub: Tee mit Rum. Na toll! Nachdem der Wirt die Flasche Rum auf den Tisch stellte, wurde mit der Zeit aus dem Tee mit Rum, Rum mit Tee, Rrrrrrrrrrrrruuuuuuummmmmmmmmm, mmmmmmmm . . . . . . . . . . . .
Gerade so konnte man dann den Bock noch erklimmen. Und dann gute Nacht! Man stelle sich nun die folgenden Szenarien vor:
a) Eine der Sozias schläft beim Fahren ein und droht dann vom Mobbed zu fallen. Der Fahrer kann gerade noch verhindern, dass sie unfreiwillig den Boden küsst.
b) Bei der anderen Sozia wird der Helm langsam verdammt schwer. Zur Entlastung der Halswirbel und in Ermangelung der entsprechenden Hals-/ Rückenmuskulatur fällt der Kopf in den Nacken des vor ihr sitzenden Fahrers. Was wiederum unmittelbar zur Folge hat, dass sich dessen Kopf unwillkürlich gen Tankdeckel neigt. Um gleichzeitig den starken Seitenwind von rechts auszugleichen “verkeilt“ der Fahrer stoisch seinen linken Arm zwischen seiner Schulter und dem Lenker.
In einer ähnlichen Haltung “gefangen“ fliegen andere Typen mit blauem Dress und roten Cape über den Planeten und versuchen die Menschheit zu retten.
OK, man muss wohl seine Erwartungen herunterschrauben, um einer chronischen Desillusion zu entgehen.
Dass sich derartige Situationen zwischen Valladolid und Madrid abgespielt haben könnten, klingt eher unwahrscheinlich.
Aber es kam noch härter. Madrid war greifbar nahe, sprich Aussichtspunkt in der Sierra de Guadarrama mit Blick auf Madrid. Plötzlich fängt es wieder zu Rieseln an. Diesmal schön langsam im Wind zu Boden tanzend, Farbspektrum weiß, Kristallform.
Schnee! Au weia, Ski und Schneeketten lagen zu Hause im Keller.
"Leicht panisch " fuhren wir damals ins Tal, ins 20 Grad warme Madrid
Bei der gleichen Tour haben wir uns einen "von langer Hand" vorbereiteten "Spaß" mit dem/am Ortsschild von Orgaz (rechts) erlaubt.
Bei der Tour Valencia "Las Fallas" 2009 gabs eine Etappe nach Cuenca und die Tour, die uns 2010 " . . . bis ans Ende der Welt . . . " führte, streifte das nördliche Zentralspanien. Schließlich gabs auch bei der diesjährigen (2011) Tour "Al Andaluz" Andalusien 2011 ,wie auch 2007, "Berührungen" mit der südlichen La Mancha.
Soviel zu meinen Erinnerungen an vergangene Touren bei denen damals Zentralspanien angekratzt wurde. Seitdem ist teilweise viel Zeit vergangen, auch haben sich die "Besetzungen" geändert und "man" war in vielen Bereichen/Orten auch ohne Moped unterwegs.
Ganz kurz blitzte auch die Überlegung auf, bei einer weiteren Nordspanientour, die 2010 wegen dem "bisschen" Regen ausgefallenen Touren nachholen zu können. Schließlich könnte man mit einer Tour durch die Spanische Hochebene (Meseta) auch Gefahr laufen, endlose gerade Strecken fahren zu müssen.
Nach einer "Tourbesprechung" (18.10.11) in unserem Stammlokal "El Torero" war letztlich der Reiz zu groß, Lücken zu schließen, indem man gleichzeitig Teile vorangegangener Touren noch mal fährt und dabei Spanien von einer weiteren, auch historischen Seite kennen lernen zu können.
Wer genau hinschaut kann erkennen, was Zentralspanien zu bieten hat
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"An einem Ort in der La Mancha . . ."
P l a n u n g
(Stand 03.03.12)
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von |
nach |
Tourenkilometer |
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Übernachtung |
1.Tag |
Nürnberg |
Valencia |
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Anfahrt |
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2.Tag |
Nürnberg |
Valencia |
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Anfahrt |
Valencia |
3.Tag |
Valencia |
Valencia |
200 - 400 km
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Relax/RundTour "El Maestrat" (Warm Up)
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Valencia |
4.Tag |
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Relax/KulTour |
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5.Tag |
Valencia |
Soria |
ca. 420 km
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Tour "Camino del Cid"
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Soria |
6.Tag |
Soria |
Soria
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ca. 400 km |
RundTour 'Sierra de la Demanda'
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Soria |
7.Tag |
Soria |
Avila |
ca. 455 km
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Tour |
Ávila |
8.Tag |
Avila |
Avila |
ca. 370 km |
RundTour 'Sierra de Gredos' |
Ávila |
9.Tag |
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KulTour |
Ávila |
10.Tag |
Avila |
Toledo |
ca. 250 km
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Tour |
Toledo |
11.Tag |
Toledo
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Toledo |
400 - 600 km
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RundTour 'Montes de Toledo'
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Toledo |
12.Tag |
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KulTour |
Toledo |
13.Tag |
Toledo |
Valencia |
450 - 600 km
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Tour "Ruta Don Quijote"
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Valencia |
14.Tag |
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Relax/KulTour |
Valencia |
15.Tag |
Valencia |
Nürnberg |
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Rückfahrt
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16.Tag |
Valencia |
Nürnberg |
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Rückfahrt |
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Gesamt: 2950 - 3500 km |
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Tour 'El Maestrat' (Warm Up Valencia)
Tour 'Sierra de la Demanda'
Tour 'Sierra de Gredos'
Tour 'Montes de Toledo'
A k t u e l l e s :
09.11.11 Tourzusage Martin, Wolfi
14.11.11 erstes Fahrzeug bei Bikertransit verbindlich gebucht, 2tes reserviert.
18.01.12 Tourzusage 'Il Tornante'
01.03.12 Absage Robert, Thomas, Jochen
02.03.12 Hotelbuchung Toledo
14.03.12 Hotelbuchung Ávila
19.03.12 Hotelbuchung Soria
Zugang Tourtagebuch
W i r s i n d z u r ü c k !
29.09.12: Transportfahrzeug bei der Station in Erlangen abgegeben. Rückabwicklung war völlig unkompliziert.
Stand: 28.09.2012
Tour " . . . auf den Spuren von El Cid und Don Quijote . . . " Zentralspanien 2012
Infobox:
Zentralspanien / España Central / L`Espagne centrale / Central Spain 2012
Tour 'El Maestrat' (Warm Up Valencia)
Tour 'Sierra de la Demanda'
Tour 'Sierra de Gredos'
Tour 'Montes de Toledo'
Fotos Zentralspanien 2012
Tourenteilnehmer/Viajeros/Compagnons de vojages/Passengers:
Martin ('Don Maddin') R., Kalle, Peter (Il Tornante) L., Wolfgang ('El Hombre...') P.
„Gott will es“ so erklang der Schlachtruf der Kreuzfahrer vor knapp 1000 Jahren. Angetrieben von einer fanatischen Kirche, der die Befreiung des heiligen Landes, insbesondere Jerusalems, nur als Vorwand für die Unterdrückung und Vernichtung Andersdenkender, Landraub und Machterweiterung, diente. Damals war der Blick der Geschichte meist auf den östlichen Mittelmeerraum, dem Orient gerichtet. Während sich im Westen des Mittelmeeres, im Okzident, über Jahrhunderte eine ähnliche Rückeroberung abspielte. Die Reconquista (Rückeroberung der Iberischen Halbinsel durch das Christentum)
Die Reconquista bedeutete einen ständigen Wechsel der Machtverhältnisse zwischen Christen und Moslems auf der Iberischen Halbinsel für über mehr als 7 Jahrhunderte, bis 1492, dem Fall Granadas als letzter maurischer Bastion.
Die Reconquista brachte Bündnisse zwischen Mauren und Christen gegen wiederum ihres gleichen hervor.
Schaffte aber auch ein Klima, wie in der ehemaligen Königsstadt Toledo, wo angeblich die drei großen, monotheistischen Religionen (Islam, Judentum, Christentum) über Jahre hinweg friedlich in gegenseitiger Akzeptanz zusammenlebten. Raum für Austausch von Kultur, Wissenschaft, Theologie und anderem.
Die Rückeroberung der Iberischen Halbinsel von Nord nach Süd über die Jahrhunderte sollte ihre Spuren hinterlassen, die man heute im Spanischen Kernland (Kastilien-La Mancha, Kastilien-León, Madrid) sehen kann. Es vergehen kaum 50 km ohne, dass man auf eine Burg (Burgen in Spanien), ein befestigtes Dorf oder auf eine Wehrkirche trifft.
Die Reconquista schaffte auch Raum für Geschichten und Helden. Gegenpole wie dem spanischen Nationalhelden „El Cid“ und später dem von Cervantes erschaffenen, fiktiven Antihelden „Don Quijote“ und seinem Gefolgsmann.
Soweit die geschichtliche Seite, die als Hintergrund zur Planung der Tour Zentralspanien 2012 “ . . . auf den Spuren von El Cid und Don Quijote . . . “ diente.
Und was die motorradfahrerische Seite der Tour betrifft, ist die mit wenigen Worten erzählt:
Wir wollten rausfinden, ob es in Zentralspanien möglich ist, ähnlich geile Kurven zu bolzen, wie wir es in Nordspanien, den Pyrenäen, Andalusien oder der Region Valencia getan hatten.
Vorweg . . . man kann und zwar so, dass man sich danach seine Speichen, sofern vorhanden, als Gangschaltung in sein breites Grinsen einbauen lassen könnte.
Und letztendlich ging es auch darum wieder mal ein unbekanntes Spanien zu entdecken und somit Lücken zu schließen.
Tourenbericht Zentralspanien 2012
" . . . auf den Spuren von El Cid und Don Quijote . . . "
1./2. Tag: Freitag/Samstag, 14./15.09.12 Anfahrt Nürnberg – Valencia
" . . . noch eh’ die Nacht einbricht, gedenken sie zu reiten . . . "
aus Gedicht des Cid, Vers 436
Um 16.00 Uhr sollten wir an diesem Freitag, unser Transportfahrzeug bei der Station in Erlangen in Empfang nehmen können. Diesmal stand für uns ein Citroen Jumper bereit. Die Befürchtung, dass es sich bei dem Fahrzeug um eine “Kreatur Automobil“ handeln würde, bestätigte sich nicht.
Ganz im Gegenteil, im Vergleich zu dem Ford Transit, den wir zur Andalusientour im Jahr davor hatten, war der Verbrauch spürbar geringer. Ziemlich angetan waren wir vom Tempomaten. Was für eine Bereicherung, das Gasbein war somit völlig entlastet. Von der Handhabung des Fahrzeuges z.B. beim Beladen her, war ebenfalls alles gut, wie gehabt.
Bis auf eine kleine Begebenheit, verlief die Hinfahrt mit knapp 17 Stunden von Nürnberg nach Valencia völlig störungsfrei und entspannt.
Als wir das erste Mal im französischen Belfort tankten, wurde ich von einer Person in gebrochenem Deutsch angesprochen. Ich meinte das Wort ‚tanken’ vernommen zu haben. Ich zeigte dem vermeintlich aus dem östlichen Europa stammenden Landsmann die umherstehenden Zapfsäulen, aber er beharrte auf ‚tanken’. Bis mir dann doch einfiel, was er von mir wollen könnte.
Wir hatten uns zur der Tour wieder mal T-Shirts machen lassen. Grundfarbe Orange mit Aufdrucken hinten und vorne. Der Typ meinte ich bin ein Tankwart?! Ich glaubte es nicht! Ich konnte ihn dann aber überzeugen, dass ich keine angestellte Servicekraft war.
Gegen Mittagzeit Samstags, erreichten wir unseren Stützpunkt bei Valencia. Für unser leibliches Wohl war nach dem Abladen reichlich gesorgt. Diesmal gabs auch keinen „Arabischkurs“ bis zum Niederlegen zum erholsamen Schlaf.
3. Tag: Sonntag, 16.09.12 Relax Valencia
“ . . . und wer da essen will, der reite nun nicht weiter . . .“
aus Gedicht des Cid, Vers 425
Dieser Tag diente rein der Entspannung und der Vorbereitung auf große Taten, die wir gedachten auf der anstehenden Tour durch das große Herz Spaniens zu vollbringen. Hierzu schafften wir es tatsächlich morgens bei unseren “Fans“ in der Trinquete vorbeizuschauen, um ein ordentlich, deftiges, valencianisches Frühstück zu uns zu nehmen. Nachdem wir etwas später zu Fuß dort eintrafen, hatten die “Fans“ bei bestimmten Genussmitteln bereits einen kräftigen Vorsprung rausgeholt. Naja, soll ja auch kein Wettbewerb werden. Den würden wir eh verlieren. Auf dem Rückweg machten wir dann eine schreckliche Entdeckung
Hierzu gibt es leider 2 Dinge festzustellen, liebe Kinder (auch die großen)
a) die Mütze des werten Herren liegt hier mindestens seit 6. Januar (egal welchen Jahres). Man muss nicht zwangsläufig von einem Gewaltverbrechen ausgehen, um sich vorzustellen, dass der Herr inzwischen nicht mehr allzu gut riechen tut, sollte er hier irgendwo, wie seine Kopfbedeckung herumliegen.
b) Die Wahrscheinlichkeit, dass die Bescherung dieses Jahr ausfallen oder von einer anderen Person vorgenommen werden muss, ist diesmal sehr groß.
Wie auch immer, wir nehmen das harmloseste Szenario an. Der Herr war wie wir in der Trinquete und hat dort den einen oder anderen über den Durst getrunken, irgendjemand wird ihn dann schon nach Hause gebracht haben. Vielleicht auch noch vor dem 6. Januar. Oder hat jemand die Person danach vermisst? Wir sehen ihn ja eh nur zu einer bestimmten Zeit des Jahres oder denkt ihr an Ostern an den Dicken mit der Zipfelmütze?!
Also warten wirs einfach ab . . .
Bei unserem Eintreffen waren die Vorbereitungen für das Paella-Event in vollem Gange. Ein Teil der spanischen Familie war gekommen, um mit uns zu feiern. Hierzu hatten sie auch die eine oder andere argentinische “Überraschung“ mitgebracht. Ein schöner Nachmittag wars.
Für den morgigen Montag, hatten wir noch einen Tour ’Warm Up’ verabredet.
4. Tag: Montag, 17.09.12 “Warm Up” Valencia
Tour ‘El Maestrat’
“ . . . aufbrechen muss von hier mein Cid, bevor der Hahn noch krähet . . . “
aus Gedicht des Cid, Vers 170
Unter diesem Motto könnte man unsere 'Warm Up'-Tour sehen, denn es war noch dunkel, als wir uns bereits startklar in unsere Bikerrüstung geworfen hatten und in Richtung Tankstelle fuhren.
Der Grund hierfür war ganz einfach: Es hatte die letzten beiden Tage ab der Mittagszeit weit über 30 Grad gehabt. Wir wollten keinesfalls, dass sich unser Warm Up zu einer Biker Grill Party mit uns als Würstchen und anderen Sachen auf dem Sitzgrill entwickelte.
Bei kühlen Temperaturen ritten wir also ins valencianische Hinterland Richtung Segorbe. Die Kleinstadt diente als Drehpunkt für zwei Tourschleifen, die wir um sie zogen.
Bereits mit Einfahren auf die CV 245 hinter Casinos, tauchten wir in eine gespenstische Landschaft. Wie abgestorbene verkohlte Finger standen die Überreste von abgebrannten Sträuchern und Bäumen und säumten nahezu den ganzen Verlauf der CV 245 bis Alcublas. Dazu hatte man kalten Brandgeruch in der Nase. Wir hatten von den heftigen Waldbränden in der Region Valencia aus den Nachrichten gehört. Aber dass es hier so ein Ausmaß hatte, davon bekommt man in den Medien nix mit. Der Asphalt hatte anderseits scheinbar keinen Schaden genommen und im Vergleich zu unserer Tour in der Region Valencia 2009 büßte die Strecke ansonsten nichts von ihren damaligen Reizen ein. Die richtige Einstimmung für uns . . .
Dann kurz vor Segorbe zogen wir wenige Kilometer auf der Autovia 23 (Autovia Mudéjar) in Richtung Teruel, um diese bei Ausfahrt 42 wieder zu verlassen. Die CV 195 bis Montanejos hatte ich bei der Warm Up Tour 2009 einmünden sehen und sie dann in unseren heutigen Warm Up eingebaut. Mit Einbiegen auf die CV 20 in Richtung Olba vorbei am Embalse (Stausee) de (von) Arenós befanden wir uns wieder auf bekanntem Terrain.
Mit „Eindringen“ in die Region Aragon, wurde der Asphalt schlechter. Aber die kurze und kleine TE 21 auf die wir bei Olba einbogen, beruhigte unsere Befürchtungen, dass der Asphalt so schlecht bleiben würde. Über die A 232 Rubielos de Mora und die A 1701 gelangten wir in Nogueruelas zu unserem Frühstück. Dort konnten wir dann auch feststellen, dass die Sonne bereits stark an Kraft gewonnen hatte.
Die Einnahme der obligatorischen „Fressflöten“ (belegtes Baguette/Bocadillo) kam da schon relativ spät.
Nachdem wir auf der A 1701 wieder in die Tour eingestiegen waren
beschäftigten uns 2 Dinge:
- die Tankanzeige von Peters Aprilia Dorsoduro meldete, dass das schwarze Pony einen mächtigen Zug aus der Tankpulle genommen hatte und jetzt noch mehr von dem flüssigen Gold verlangte, damit es seine bestimmungsgemäße Arbeit verrichten konnte.
- Peter und Wolfi fielen aus einem uns nicht ersichtlichen Grund zurück.
Beim ersten Ereignis, kann man sich als geneigter Leser fragen, warum ein scheinbar normaler Vorgang hier Erwähnung findet. Nun, die Reichweite der Dorsoduro fand bei der Tourenplanung starke Berücksichtung, weil du im Bereich nach 150 km schon wieder eine Tankstelle anfahren solltest. In einigen Bereichen, in denen wir uns während der Tour bewegen wollten, ist das spanische Tankstellennetz etwas dürftig ausgestattet. Peter hatte zwar versucht, dem zügellosen Gemüt der Dorso in Sachen Umwandlung von flüssigem in gasförmigen Zustand des Antriebsstoffes einen Sparkurs zu verpassen, dies jedoch mit mäßigem Erfolg.
Das zweite Ereignis ergab sich, nachdem bei Martins Zeitrafferkamera die Halterung am Windschild gebrochen war und das Ding gleich einem Würfel purzelnd, Peter und Wolfi entgegen kam. Passiert is nix, die Kamera hat den Bruchtest überstanden, die Halterung ihren Tourentest Spanien schon am ersten Tag nicht. Da is Nachbesserung fällig, weil wir bei einer anderen Tour leider schon einmal auf die Kamera verzichten mussten.
Das Tankproblem löste sich dann in erst in Mosqueruela. Inzwischen waren die Temperaturen weit an die 30 Grad herangerückt. Nach Mosqueruela wurde der Asphalt der A 1701 wieder schlechter, aber dafür hatte man mehr Zeit die fantastische Landschaft um sich herum wahrzunehmen. Die A 1701 wurde später schließlich wieder zur valencianischen CV 173, mit der Folge des besseren Asphalts. Längst waren wir auf dem Weg des Cid (Camino del Cid)
Weiter ging es auf der CV 15 über Villafranca del Cid zunächst Richtung Castellón und dann über die CV 166 (Torre Embesora)/ CV 165 (Atzeneta del Maestrat/Les Useres) nach l’Alcora und später nach Onda.
Und dann von Onda nach Segorbe, sollte uns die CV 200 wieder mal zeigen, was kurventechnisch in Spanien geht. Die knapp 40 km vergingen zwar schnell, aber dort war volle Konzentration gefordert, Teerband vom feinsten, Verkehr null. Wir tauschten die Poles, sodass Wolfi und Peter vorausfuhren.
Es war dann voraussehbar, dass wir in Segorbe noch mal die Tränke vor allem für die Dorso anfahren mussten. Bei inzwischen 33 Grad machten wir uns dann ans letzte Stück der Tour, auf die CV 25 von Altura über Gatóva, Olocau del Rey, Marines nach Lliria und dann schließlich nach Hause.
Pedro unser Nachbar fragte warum wir uns den eigentlich bei den Temperaturen so dicke Motorradklamotten anziehen würden. In Spanien, so meinte er, würden die Biker bei so einem Wetter in FlipFlops, Shorts und T-Shirt rumfahren. Im dem Moment war ich leider schon zu ausgelaugt für eine Diskussion über das Für und Wider von Motorradbekleidung . . .
Tourfazit: Gut, dass wir bei den zu erwartenden Temperaturen, so früh gestartet sind, denn keiner von uns mag es, wenn die „Familienjuwelen“ zu hoher Hitze ausgesetzt sind. Könnte ja der Einzeller darunter leiden und abschalten. Wir wussten jetzt um den großen Durst der Dorso.
5. Tag: Dienstag, 18.09.12 von Valencia nach Soria
Tour ‘Camino del Cid’
“ . . . bald werden unsere Schmerzen in Freuden sich verwandeln . . . “
aus Gedicht des Cid, Vers 385
Wir starten in die eigentliche Tour. Abfahrt kurz nach 09.00 Uhr, 450 km waren geplant, die Temperaturen sollten an diesem Tag auch passen. Die ersten knapp über 100 km bis Ademuz brachten die bekannten Highlights: Durchquerung der Hochebene vor Titaguas, Überquerung der Turia-schlucht im Bereich der Provinzgrenze Valencia – Kastilien-La Mancha. Dann war wieder Tanken in Ademuz angesagt. Ademuz ist die größte Ortschaft im sogenannten Rincón de Ademuz (wörtlich: die Ecke Ademuz). Beim Rincón handelt es sich um eine sogenannte Exklave, welche zur Region Valencia gehörend, in Kastilien-La Mancha liegt und an die Region Aragonien grenzt. Puh, schwere Erklärung.
Ab Ademuz nix unbekanntes, die gut ausgebaute N 330 nach Teruel. Ich erinnere mich an die Tour Valencia 2009 und da speziell an einen „Fahrbahnabsenkung“ quer über die Straße, zwischen Villel und Villastar. In der Regel (in deutschen Gefilden) gibt’s das überhaupt nicht und dann zumindest mit einer rechtzeitigen und spürbaren Geschwindigkeitsreduzierung versehen. Die Hinweisschilder auf die Mulde sind da, der Hinweis zur Geschwindigkeitsanpassung aber kommt zu spät. Na dann . . .
Peter und Martin hab ich über die Situation aufgeklärt, Wolfi konnte sich von damals noch erinnern. Bis Teruel war freies Fahren, dann wollte man sich an der Kreuzung N 330/N 234 wieder treffen. Nachdem die Gruppe dort wieder zusammen war, konnte ich in den Gesichtern „leichte“ Ungläubigkeit sehen. Martin meinte trocken, er habe die Senke genutzt, um beim Rausfahren noch mal an der Gashülse zu drehen. Ein Gefühl, wie wenn du in der Achterbahn grad zum höchsten Punkt gezogen worden bist und es jetzt gleich abwärts geht. Maddin, du Wahnsinnsknabe, den Koffer und mich hätts da 2009 fast vom dem Pony gehebelt!
Mit der A 1513 über Campillo und Bezas, gings für uns in neues Terrain. Im Vorbeifahren sah ich noch ein Hinweisschild ‚Parque natural’ (Naturpark). Dichte Nadelwälder und rote Steinformationen mit Schluchten boten sich uns zunächst
und dann eine Auffahrt in eine Hochebene bis es schließlich kurz vor Albarracín wieder bergab ging. So hatte man einen guten Blick auf die Burg von Albarracín.
Was nach Albarracin an Strecke folgte kann man eigentlich nicht vermitteln. Es ging zunächst auf der A 1512 durch die Schlucht des Rio Guadalavar kurvig bis Noguera, dann hoch zum Puerto (Pass) Orihuela auf über 1600 m. Die Auf- und Abfahrt zu dem Pass glich einer Rampe, die uns gefühlte, endlose Kilometer durch ein Waldgebiet geradeaus führte.
Schließlich wechselten wir erneut die Region und befanden uns jetzt in Kastilien-La Mancha. Die CM 2111 ab Orea eine „Autobahn“ mit weiten Kurven, entsprechenden Asphalt und phänomenalen Landschaften, ließ uns fast vergessen, dass unsere „Durstoduro“ gerade auf solchen Strecken, enorm „Durchzug“ hat. Bis zur nächsten Tanke (Molina de Aragón) waren es da aber noch 20 km auf der CM 210. Wir riskierten den Katzensprung mit der Gewissheit, dass wir für eine eventuelle Spritknappheit bei dem italienischen Schluckspecht, „Spezialwerkzeug“ dabei hatten. In weiser Voraussicht hatte Wolfi kurz nach dem Kauf des "Italian Stallion" eine mechanische Benzinpumpe für Peter besorgt, falls es vielleicht nicht immer bis zur nächsten Zapfe reichen würde.
Jedenfalls reichte es bis Molina de Aragón. Zunächst bekamen wir jedoch nicht die dortige Tankstelle zu sehen, sondern dies.
Was soll man zu so einem Anblick noch sagen?!
Nach dem Tanken und einer kleinen Problematik im Zusammenhang mit einem Reisverschluß, ging es ab Molina de Aragón über die N 211, wo wir wegen diesem Objekt in Rillo de Gallo einen "plötzlichen" Zwischenstopp einlegten:
Das "Teil" nennt sich "El Capricho" und ist eine Huldigung an Antoni Gaudí.
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Ab Maranchón gings über Layna (GU 411/SU 411) nach Medinaceli. Dort sollten wir auch zu unserer verdienten Mittagspause kommen, denn für Frühstück hatte es wegen der aufregenden Fahrt nicht gereicht.
Nicht nur die Einwohner interessierten sich für unsere Bikes (Foto links). Eines der Kätzchen muss wohl in einem anderen Leben mal ein Biker gewesen sein, so genau fiel die Inspektion der Dorso aus.
Gut gestärkt gings dann weiter, es waren noch knappe 50 km bis zu unserem Ziel Soria. Die sollten fast wie im Flug auf der N 111 und der A 15 (Autovía de Navarra) vergehen.
Fast hätten wir noch ein Foto gelöst, wenn uns nicht ein entgegen kommender Autofahrer so freundlich "gegrüßt" hätte.
In Soria angekommen dauerte es mit der Suche nach unserem Hotel, dem Einchecken und der Versorgung der Mopeds im Parkhaus, und unserer Körperkultivierung etwas mehr als eine Stunde, bis wir ausgehfertig waren.
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Den Abend dieses Tages verbrachten wir damit Soria zu erkunden und uns für die morgen anstehende Tour in die Sierra de la Demanda "vorzubereiten".
Tourfazit: Angesichts der in jeder Hinsicht abwechslungsreichen Tour hats uns eigentlich nur noch die ? rausgehauen.
6. Tag: Mittwoch, 19.09.12 RundTour Soria
Tour ‘Sierra de la Demanda’
“ . . . er steigt herab vom Berge und ziehet in ein Thal . . . “
aus Gedicht des Cid, Vers 982
Die Sierra de la Demanda. Ein gutes Stück davon hatten wir schon auf der Tour Nordspanien 2010 kennen gelernt. Das war weiter im Westen auf der LR 113 von Bobadilla (Region La Rioja) und der CL 113 nach Barbadillo del Pez (Region Kastilien-Léon). Heute wollten wir mit einer weiter östlich gelegenen Tour zur damaligen Tour anschließen.
Beim Tanken an der nördlichen Ausfallstraße von Soria nach Logroño (N-111) trafen wir auf einen der wenigen Biker, die wir während der Tour überhaupt zu Gesicht bekamen. Der Mann mit den friedhofsblonden Haaren sprach uns auf Englisch an.
Bei dem kurzen Gespräch stellte sich heraus, dass er "from down under" war. Er hatte hier für 3 Wochen eine F 800 GS geliehen und wollte damit die Pyrenäen erkunden. Nach meiner Einschätzung dürfte das leicht für die Pyris reichen.
Wir fuhren auf der N-111 zunächst weiter nach Norden. Unser erstes Ziel hieß Puerto (Pass) de Piqueras an der Regionengrenze zwischen Kastilien-Léon und La Rioja.
Es gab schon die Chance, dass wir an den dunklen, schwarzen Wolken, die wir in der Ferne über unserer vermeintlichen Richtung erkennen konnten, ungeschoren vorbei kamen. Aber es sollte nicht sein. Schon bei der Auffahrt auf den Pass wurde es merklich kühler und Nebel zog auf. Am Pass oben, begann es leicht zu nieseln.
Das bedeutete, Abbau der Videokameras auf der Dorso und meiner GS. Wenn man den eigentlichen Piqueras fahren will, dann muss man die N-111a nehmen und die Einfahrt in den Piqueras-Tunnel meiden.
Je weiter wir auf der N-111 nach La Rioja eindrangen, desto dichter wurde der Nebel.
Als Frontfahrer hatte ich dann eine unheimliche „Begegnung“: Ca. 100m vor mir überquerte etwas großes Schwarzes die Fahrbahn. Die Meinungen, was da genau den Weg gekreuzt hatte gehen da weit auseinander. Von „nordspanischem Sasquatch (Hispano-Yeti) bis überdimensionierter Hirschkäfer reichte die angebotenen Palette. Ich war eigentlich nur froh, dass ichs nicht so genau sehen habe können.
Noch hielten wir an unserem Tourenplan für den heutigen Tag fest und folgten demnach der LR-333/SO-830 über Montenegro de los Cameros mitten durch den Parque Natural (Naturpark) de (der) la Sierra de Cebollera (Cebollera Gebirgskette). Allerdings hatten wir uns da schon bei einer kleinen Pause, in einer Bushaltestelle, besprochen, die Tour kurzfristig zu ändern, nachdem wir einen "düsteren Blick" in unsere vermeintliche Tourrichtung geworfen hatten.
Im Bereich um Montenegro de los Cameros benötigt die SO-830 dringend Ausbesserungsarbeiten, mit denen schon teilweise begonnen worden war. Aber es sollte wieder besser werden und zwar bis Vinuesa. Breite gut ausgebaute Straße durch dichtes Waldgebiet, auf der man es laufen lassen konnte.
Nach einer Pause mit der obligatorischen Kombination Café con Leche/Bocadillos ging es zunächst noch ein Stück auf der inzwischen sehr gut ausgebauten SO-830 und dann auf der SO-810. Boah! Was für ein Brett entlang des westlichen Ufers des Stausees (Embalse) von (de) Cuerda del Pozo. „Die Außenkanten meiner Stiefel waren ab!“ Wir Franken würden sagen, “ . . . dou (da) hat alles zambassd (zusammengepaßt)! . . . “
Bei Cidones trafen wir auf die N-234 Careterra Burgos-Soria. Der neue Plan sah vor, die ca. 15 km nach Soria zurück zu fahren, dort noch mal zu tanken und dann weiter östlich die Tour Richtung der Region La Rioja fortzusetzen. Wie sich herausstellen sollte, die richtige Entscheidung. Wir fuhren die N-111 nur noch ein kurzes Stück nach Garray um dort dann auf die SO-615 zu biegen. In Garray befinden sich die Ruinen von Numantia, der früheren Hauptstadt der Keltiberer.
Für uns ging es weiter auf der zunächst stangengeraden SO-615, die sich später zwar in schönen Kurven, aber mit etlichen Baustellen und auf ziemlich bescheidenem Asphalt zur Regionengrenze hinaufwandt. Unzählbare Windräder befinden sich zwischen Yanguas und Enciso. Wir hatten dort auch mit starkem Wind zu kämpfen. Auf der Seite der Region La Rioja wurde die SO-615 zur LR-115 und damit der Asphalt erheblich besser. Bis Arnedo ein Feuerwerk aus Kurven, Asphalt und Landschaft.
Dann, nach Arnedo gabs auf der LR-123 wieder mal in eine „Alleinfahrrunde“. Die „Feuerklinge“ und der „harte Rücken“ schrien direkt danach von der Kette gelassen werden. Also Leinen los, auch auf die Gefahr hin, dass beide ihr infernalisches Spritvernichtungspotential voll zur Entfaltung bringen würden. Nachdem die Dorso an mir „vorbeiorgelte“ befand ich mich kurz in einem drogenähnlichen Rauschzustand. Sozusagen ein kräftiger Zug aus der „Sprit-Bong“. Was mir da an Mobbed-Kerosin in den Helm geblasen wurde, machte es mir leichter die eine oder andere Kurve anders anzugehen. Vor der Tour hatten wir noch darüber gewitzelt, der Dorso, wegen des „etwas höheren“ Spritverbrauchs so ne Art Rückführsystem zu bauen, sozusagen eine Art Hybrid–Aggregat. Zuerst Teil-Verbrennung des reinen Sprits und dann die Rückführung des teilverbrannten Spritderivats zur weiteren Einspritzung. Vielleicht die Lösung zu einem Aprilia-Perpetuum-Mobile. Vorschlag wird den Italienern zugesandt.
Zusätzlich bekam ich unterm Helm! eine neue „Fönfrisur“ und zwar durch die Ursachenkette, Ziehen an der Gashülse der Dorso und der entstehenden dB-Entwicklung, dem sogenannte DorsoBums! Ein Geräusch, als wenn direkt neben dir gerade eine F-16 die Schalmauer durchbricht. Da fragst du dich dann schon, ob unter dir (in der GS) überhaupt noch ein Verbrennungsmotor drin ist, oder ob du deiner Zeit um Jahre voraus und schon mit geräuschlosem Elektromotor (evtl. mit dem legendären Flux-Kompensator) unterwegs bist.
Sei’s drum, die Blade und die Dorso waren erstmal außer Sichtweite. Wir trafen sie erst in Valverde, unmittelbar vor der N-122/A-15 wieder, welche uns nach Soria zurückführen sollte. Dort hinderte nur ganz kurz eine Fahrbahnmarkierungsmaschine unsere Weiterfahrt.
Kurz nach dem Puerto (Pass) del Madero, sollten wir dann doch noch mal die „Spritlöcher“ stopfen müssen, die sich bei dem einen oder anderen in den Tank gefressen hatten. Schließlich brauchte ja auch Wolfi, seine obligatorische Eisbombe.
Tourfazit: Man muss sich ja nicht durch schlechtes Wetter quälen, wenns andere Optionen auch gibt. Flexibilität erhält oft den Spaßfaktor.
7. Tag: Donnerstag, 20.09.12 von Soria nach Ávila
Tour ‘Sierra de Guadarrama’
“ . . . zieht durch Kastilien und sie lassen euch gehn . . . “
aus Gedicht des Cid, Vers 905
An diesem Morgen verließen wir Soria, um uns auf die nördliche Umfahrung von Madrid zu begeben. Auf den 450 km, die wir an dem Tag ableisten wollten, waren unter anderem Highlights wie Segovia, der Escorial und das Valle de los Caídos (Tal der Gefallenen) geplant.
Zügig kamen wir auf der A-15 nach Süden in Richtung Almazán voran. Dort nahmen wir dann die CL-101 über Barahona nach Cincovillas. Die Altos de Barahona (die Höhen von Barahona), eine Anhöhe von der es in eine Senke bis Barahona geht. Von dort oben, hast du einen phänomenalen Blick in die Senke.
Irgendwann nach Barahona siehst du in der Ferne die Ruine einer riesigen Burg, der von Atienza (mehr Fotos der Burg).
Genau da waren dann die 150 km wieder voll, um zu tanken. Wir fuhren ein Stück von unserer geplanten Tour ab, um die ausgewiesene Tanke nach Atienza anzufahren. Unterhalb der Burg fanden wir eine Zapfsäule mit einem kleinen Häuschen und auf der anderen Straßenseite ein Haus und sonst weit und breit keine Menschenseele. Nur ein paar herrenlose Hunde streunten auch noch durch die Gegend. Gibt’s da überhaupt den Beschleunigungssaft? Es fehlte nur noch der Donnerschlag, denn urplötzlich stand da eine ältere Dame mit einem Overall, um uns mit der begehrten Flüssigkeit zur versorgen. „Houdinis Tochter“ muss wohl aus dem Haus gekommen sein.
Nach dem Tanken gings für uns zunächst auf der CM-110. Das CM bedeutet, dass wir uns da schon länger im Hinterhof Don Quijotes (in Kastilien-La Mancha) befanden. Die CM-110 verließen wir nach ca. 15 km, um auf der Straße ohne Namen zu fahren. Namen sind Schall und Rauch. Nicht so die frisch aufgelegte schwarze Bahn, welche man gefühlte 20 cm hoch aufgelegt hatte. Fahrbahnmarkierungen waren zunächst nicht vorhanden. Da hatten die Spanier ein richtig dickes Butterbrot geschmiert, aber für wen und warum? Mir fiel da spontan der Text zu ‚Hotel California’ von den Eagles ein. Der Nachteil bei den neubelegten ist halt immer, dass du dem Grip nicht bedingungslos trauen kannst. Ist er zu frisch, dann kanns schnell zu einem ungeplanten Ausflug in die Prärie kommen. Im Verlauf der Strecke nach Galve de Sorbe wurden wir dann doch noch etwas mutiger. Ein Stück weit wurden wir auch von jungen Huskies begleitet. In Galve de Sorbe, einem Dorf im kastilischen Niemansland, gabs wieder mal eine Burg zu bestaunen.
Schwer vorstellbar, was die einst geschützt/überwacht haben soll.
Auf dem folgenden Teilabschnitt der Tour war ich schon gespannt. Auf GoogleEarth kann man sich, wenn man genug Zeit mitbringt eigentlich alles ansehen, was man so fahren möchte. In dem Fall hab ich mir die CM-1006 ausschnittsweise angesehen, vor allem um rauszufinden, ob das was ich da in der Michelin-Karte 575 Regional Espana gesehen hatte, auch den harten Fakten entsprach. Auf den etwas mehr als 30 km von Galve de Sorbe nach Veguillas konnten wir einerseits zu unserem Leidwesen wieder einmal feststellen, was in unseren heimischen Gefilden motorradfahrerisch nicht möglich war. Anderseits war die Strecke, so wie die vielen anderen, die wir in Spanien schon kennen lernen durften, genau der Grund, warum es uns immer wieder magisch hierher zog. Jetzt war es mal wieder an der Zeit, die Rasselbande hinter Martin und mir loszulassen. Ich meinte im Rückspiegel schon den Schaum aus Wolfis und Peters Helm quillen zu sehen. Diesmal aber war ich auf die „Reizüberflutung“ durch die Dorso vorbereitet und so hängte ich mich ein Stück weit hinten dran.
In Veguillas war dann wieder mal eine längere Pause angesagt. Und dann fuhren wir auf die CM-1001. Es hat schon was Eigenartiges, wenn du erst deine ganze Konzentration brauchst, damit du die Kurvenlagen der CM-1006 überstehst, um dann auf der CM-1001 ca. 50 km einfach nur geradeaus zu fahren. Bis auf die „horizontalen“ Kurven, das Auf und Ab, kann man sich da schon wie auf einem Highway fühlen, wenn du die Straße am Horizont verschwinden siehst. Bei El Cubillo de Uceda wars dann aber auch vorbei mit dem Geradeausfahren und mit dem Einfahren in die Region Madrid
hinter Uceda wurde es zumindest verkehrsmäßig wieder anspruchsvoller, weil wir auf der N-320 in Richtung Sierra de Guadarrama fuhren. Die N-320 unterfährt die Autobahn 1, welche die Hauptverbindung nach Madrid vom Norden/Nordwesten darstellt. Lkw an Lkw reihte sich da, an ein Überholen war nicht zu denken. Aber das konnten wir abwarten, denn ab der Auffahrt 50 hatte sich diese “Thematik“ eh erledigt und so versuchten wir jetzt auf der M 608/M 626 nach Miraflores de la Sierra zu gelangen
Und dann gings für uns endlich richtig in die Sierra de Guadarrama, M 611, zum Puerto (Pass) de la (von) Mocuera. Enge Straße durch Wald in der Sierra. Und ein “CountUp“ alle 100-Höhenmeter. Ab 1700 m öffnet sich das Sichtfenster und gibt den Blick auf einen Teil des Embalse (Stausee) de (von) Pinilla frei.
Ab Rascafria gings dann auf der M 604 zum Puerto de Cotos auf knapp über 1800 m
Dort verließen wir auch die Region Madrid, um über den Puerto de Navacerrada in Richtung Segovia zu fahren. Von da an, bis San Ildefonso La Granja übernahm Wolfi wieder die Führung. Segovia war dann nicht mehr weit und ich lass euch jetzt erstmal allein mit wenigen Fotos, unseren oberflächlichen Eindrücken der Stadt . . .
Fotos oben: Aquädkukt von Segovia
Foto links unten: Iglesia de la Vera Cruz (Kirche des wahren Kreuzes) Foto rechts unten: Alcázar von Segovia
Ich kann mir vorstellen, dass der Gedanke aufkommen könnte, warum z.H. (zur Hölle) haben wir da nicht Station gemacht, um uns dort ein paar Tage zu gönnen. Nun, die Problematik bestand wohl darin, dass es eine gewisse Konkurrenz zwischen Segovia und Ávila was die Tourenplanung betrifft, bestand. Vom Kulturellen her, stand es in der Halbzeit zwischen beiden fast 1:1. Nachdem sich aber Ávila als Ausgangspunkt für die geplante Tour ’Sierra de Gredos’ von der Entfernung her dermaßen anbot, alea iacta est . . .
Bereuen sollten wir diese Entscheidung nicht und schließlich bleibt bei der Gesamtschau auch zu dieser Tour wieder mal das eine oder andere offen und das ist gut so . . . In Segovia entschieden wir dann doch, den direkten Weg nach Ávila über die N 110 zu nehmen. Auf der Strecke waren der Escorial und das Valle de los Caídos (Tal der Gefallenen) nicht mehr zu erreichen und somit abgehakt. Nachdem ich jedoch für Ávila noch einen kleine „Einstimmung“ vorbereitet hatte, gab ich noch in Segovia einen bestimmten Zielpunkt in Maddin’s Navi ein. “Los Quatro Postes“ sollte uns unmittelbar auf dem Hügel gegenüber Ávila einen ersten Eindruck von unserem anstehenden Aufenthalt dort vermitteln.
Unmittelbar vor Ávila gabs aber noch einen Un-/Umfall. Dieser war wohl auch der Technik geschuldet: Wir wollten zwar ohne Autobahn und vor allem mautfrei nach Ávila. Irgendwas muss Maddin’s Navi da aber falsch verstanden haben, was er dann bemerkte, als der Routenvorschlag kurz vor unserem Ziel ins Feld “ausgeartet“ hätte. Die Straße auf der wir dann versuchten, den falschen Weg zu korrigieren, hatte eine Besonderheit. Die Mitte wies eine Kuppe auf, die zu ihren beiden Flanken hin abfiel. Maddin hielt rechts an der Flanke, ich hingegen versuchte links neben ihm auf der Kuppe zum Stehen zu kommen.
Ich stellte schnell fest, dass die Länge meines rechten Beines (Stumpen) die tatsächliche Differenz zwischen der „Anhöhe“ in der Mitte der Fahrbahn und der „Normalnull“ auf der Flanke rechts nicht ausgleichen konnte. Als ich dann endlich den Fuß auf die Fahrbahn aufsetzen konnte, hatte mein „verrückter, eiserner Stier“ bereits derart Schräglage, dass der Umfaller, dem Gewicht des „Toro loco“ geschuldet, nicht mehr aufzuhalten war.
Rückblende Nordspanientour 2004.
Ich fahre in Galicien auf eine rote Ampel zu. Gerade als ich meinen rechten Standstumpen auf den Asphalt setzen will, bemerke ich, dass ich mit dem Regengaloschen am Fußrasten hängen bleibe. Den Stumpen bekam ich zwar dann doch noch zum Bodenkontakt (die Galosche war dann gerissen), der „Toro loco“ befand sich da aber schon in einer “unnatürlichen“ Standschräglage, die unmittelbar in eine aberwitzigen Seitenlage gemündet hätte. Ich reiße meinen linken Arm nach Außen in der Hoffnung, dass ihn Maddin ergreift um meinen drohenden Sturz zu verhindern. Und tatsächlich ist er da, und zieht mich an dem Arm “in die Spur zurück“! Kein Wort zwischen uns, er war einfach da, weil ich angenommen hatte, dass er da ist . . .
Deswegen dachte ich in der aktuellen Situation auch, dass Maddin den Umfaller verhindern könnte. Ich sagte zu ihm noch, “ . . . Maddin, ich falle . . . “. Meine Vorstellung war in dem Moment, dass er mich diesmal in die Spur zurückdrückt. Aber da gabs keine Chance für ihn die Situation zu bereinigen, denn er war mit dem Navi beschäftigt. Mehr als ein “Häh“? brachte er nicht mehr raus, bevor er in den Dominoeffekt gezogen wurde, der dazu führte, dass ich mit meiner Maschine nach rechts auf seine linke Seite fiel, was wiederum zur Folge hatte, dass er ebenfalls mit seiner Maschine nach rechts zur Seite kippte.
Wolfi und Peter, die zu diesem Zeitpunkt hinter uns standen, konnten in die Situation auch nicht mehr eingreifen, leider lief auch Peter’s Kamera zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr, um die Situation für immer festzuhalten. Peter schilderte dann, was sich bei ihm von der Situation eingebrannt hatte. Maddin, muss wohl sehr elegant die ungewollte Bewegungsenergie in eine amortisierende Rollbewegung und zwar in den angrenzenden Acker umgesetzt haben. Das “Ausrollen“ muss sich allerdings derart lang hingezogen haben, dass Peter befürchtete, Maddin bräuchte bis nach Segovia um die mitbekommene Energie zu kompensieren.
In der beschriebenen Situation kam uns dann auch eine bereite Spanierin zu Hilfe, für die dies alles ziemlich dramatisch ausgesehen haben muss. Wie halt Spanierinnen manchmal so sind, nicht auf die Situation vorbereitet, musste sie zunächst ihre Klamottage in Ordnung bringen. Nachdem sie ihre graue Jogginghose gefühlt bis knapp unter ihre Schultern hochgezogen hatte, stand für uns wieder mal einen Moment die Zeit still . . . was war eben? Scheiß Navi? Ein kleiner Umfaller? Ausrollen im Feld? Eingeklemmt zwischen zwei Gummikühen? Eingeklemmt zwischen zwei . . .
. . . wir wissen nicht mehr so genau, wie wir dann noch zum Aussichtspunkt “Los Quatro Postes“ gekommen sind. Wir standen dann plötzlich davor.
Ein anderer Augenblick für den wir uns Zeit nahmen, ihn zu genießen
Wolfi hat dann unseren “Einzug in Ávila“ wieder mal mit ein paar einmaligen Fahrfotos festgehalten . . .
Das pikfeine Hotel Palacio de los Velada war dann schnell gefunden. Inmitten von Ávilas Mauern gelegen, war dessen Niveau weit über dem, was man als Biker erwartet.
Wieder war der eine oder andere Blick dort auf uns seltsam. Man sollte sich für die kurze Zeit an uns gewöhnen können. Schließlich blieb uns dann noch Zeit, unsere Eindrücke vom/im abendlichen Ávila zu vertiefen.
Tourfazit: Die Erlebnisse dieser Tour haben uns wirklich “umgehauen“
8. Tag: Freitag, 21.09.12 “tourfrei“/KulTour Ávila
“ . . . konnte Don Quijote die Stunde nicht erwarten, sich zu Pferde zu sehen und auf die Suche nach Abenteuern auszuziehen . . . “
aus Don Quijote de la Mancha, Miguel de Cervantes de Saavedra
Den gestrigen Eindruck von Ávila sollten wir dann an diesem Tag noch mal schärfen können, als wir entschieden, unseren ersten fahrfreien Tag während der eigentlichen Tour einzulegen. Dies bedeutete zunächst einmal ausschlafen und dann in aller Ruhe und Gemütlichkeit sich außerhalb der Stadtmauern von Café con Leche und diversen Gebäckleckereien verwöhnen zu lassen. Genau für diesen Zweck hatten wir unsern Fachmann für Eis, Gebäck und Süßigkeiten dabei . . .
Wolfi, altes Schleckermaul! In seiner ihm eigenen Art bestellte er dann auch . . .
Anschließend gings für uns dann zu einem historischen Rundgang auf die mittelalterliche Stadtmauer von Ávila. Das Erlebnis selbst beschreibe ich hier nicht in aller Ausführlichkeit. Es entstanden unzählige Fotos an dem Tag. Leider würde es auch hier den Rahmen sprengen, die alle auf die Seite zu bringen. Eindrücke von dem Tag kann man auf dem WebAlbum bekommen.
Damit vollgepackt, verpassten wir sogar die spanische Mittagszeit, jedoch nicht das spanische “Mittags-Yoga“, die Siesta.
Insgesamt läßt sich der Tag ganz gut mit der Perspektive beschreiben:
Die obligatorischen Abendaktivitäten bestanden darin, den Tag in entsprechendem Ambiente ausklingen zu lassen.
9. Tag: Samstag, 22.09.12 RundTour Ávila
Tour “Sierra de Gredos“
“ . . . die Sonne stieg so eilig und mit solcher Glut herauf, daß es hingereicht hätte,
ihm das Hirn breiweich zu schmelzen, wenn er welches gehabt hätte.. . . “
aus Don Quijote de la Mancha, Miguel de Cervantes Saavedra
So ganz einfach war der Tourstart für den einen oder anderen von uns nicht. Als wir bereits zur “Fütterung der Straßenkatzen“ geschritten waren, stellte Peter fest, dass seine Dorso auch noch nach anderen Flüssigkeiten verlangt. Das Öl hatte er aber leider im Hotel gelassen. Also musste er noch mal zurück. Nachdem er in dem Zusammenhang noch die eine oder andere Problematik zu bewältigen hatte, stieß er wieder zu uns
und wir konnten endlich in die Tour starten. Knapp eine Dekade zurück hatte ich mit Sonja von Ávila aus einen “Ausflug“ in die Sierra de Gredos unternommen. Damals war deren höchste Erhebung, der Almanzor, unser Ziel gewesen. Also fuhren wir mit der Dose hoch zur “Plataforma de Gredos“ (Gredosplattform), um von dort aus die Besteigung des Almanzor (2592 m) anzugehen. Die Temperaturen oben hatten wir damals leicht unterschätzt. Die Sierra de Gredos ist bekannt dafür, dass selbst im Hochsommer eine gleichbleibend kühle Temperatur herrscht. Bereits bei der Auffahrt damals stellte ich fest, was dort auch noch motorradfahrerisch gehen könnte.
Die Tour war also schon seit “Längerem“ geplant.
Die Sierra de Gredos lag zwar eigentlich vor der Haustür Ávilas, um jedoch zu den ersten Kurven zu gelangen, musste man schon ein Stück zufahren. Dazu benutzten wir an dem Morgen, die schnelle N 502. Diese sollte uns zunächst über den Puerto de Menga (1564 m) führen. Bei San Martín de Pimpollar bogen wir dann auf die AV 941 in Richtung El Barco de Ávila ab. Dann gings nach links über die AV 951 in das Gredos-Nationalreservat (Reserva nacional de Gredos).
Die Strecke landschaftlich einmalig schön, endete nach knapp 25 km, dann oben an einem Parkplatz, der bereits zur morgendlichen Stunde voll geparkt war. Der Parkplatz dient als Ausgangspunkt für Wanderung zum Almanzor und zur Laguna Grande de Gredos (Große Lagune von Gredos).
Für uns ging es weiter auf der AV 941 nach El Barco de Ávila, wo wir auch “frühstückten“
Mr. Flutschi-Finger
Weiter gings dann auf der N 110. Am Pass von Tornavacas verließen wir die Region Kastilien-La Mancha und befanden uns jetzt zum ersten Mal (auf der Tour) in der Extremadura. Auf der N 110 kommst du direkt ins paradiesische Valle de Jerte.
Unmittelbar nach Jerte hatte ich in der Michelin-Karte wieder mal ein kleines, grünes Würstchen entdeckt, die CC 102 über den Puerto de Honduras nach Hervás. Kleine grüne Würstchen in Michelin-Karten hatten sich bei den bisherigen Tourplanungen fast immer als Volltreffer entpuppt. So war es diesmal fast auch. “Leider“ hatte die CC 102 ein frisches Teerbett bekommen. Eigentlich hätten wir auf den Straßenbautrupp vor uns stoßen müssen, so neu sah sie aus. Landschaftlich befindet man sich da in den Montes de Tras la Sierra mit grandiosen Ausblicken.
Als wir nach unten in Richtung Hervás und damit zur A 66/E 803 fuhren, wurde es immer wärmer, bis die 3 vorne stand.
Geplant war eigentlich die CC 102 zurückzufahren, um weiter auf der N 110 Richtung Plasencia zu kommen. Die Neuplanung sah jetzt vor, die A 66 bis Villar de Plascencia zu fahren um dann von dort und über Cabezabellosa auf der CC 94 zurück auf die N 110 zu kommen. Die CC 94 war ebenfalls ein kleines grünes Würstchen, allerdings war da der Bautrupp schon länger nicht mehr vorbeigekommen. Wir erreichten die N 110, überquerten sie und befanden uns auf dem nächsten grünen Würstchen, der CC 134. Brutal. Was der Bautrupp sich dort geleistet hatte, waren wir gezwungen sofort fahrerisch auszunutzen.
Schließlich trafen wir auf EX 203 welche uns nach Jaraiz de la Vera bringen sollte. Die EX 203, auf der Michelin-Karte eine gelb-grüne Straße. Allerdings reiht sich gleich Perlen auf einer Kette in Fahrtrichtung Nordosten eine Ortschaft nach der anderen. Bei knapp 35 Grad hast du dann auch leider keinen Blick mehr für Perlen, auch weils in den Ortschaften mit maximal 30 km/h ganz schön “zügig“ vorwärts ging. Bei der Hitze eine richtige Quälerei bis zur Regionengrenze Extremadura/Kastilien-La Mancha. Aber wenn man, wie wir eh nur noch einen Fahr-Einzeller in der Birn hat, braucht man auch keine Angst haben, dass einem das Hirn unterm Helm verdampft wird.
Bei Candeleda mussten wir noch mal Sprit fassen. Offensichtlich sind wir schon so weit, dass sich inzwischen auch Insekten an der Tankstelle versorgen mussten.
Ob die Hornisse bei den Konzernen das bessere Wasser bekommt, wage ich jedoch zu bezweifeln.
AV 924 über Arenas de San Pedro, kurvig durch Wald, Fahrbahnkippeffekte. Da haben wir zum ersten Mal während der Tour auch eine größere Gruppe Motorradfahrer wahrgenommen. Klar, die Gruppe die uns entgegenkam, war mit ca. 20 Bikes schwer zu übersehen, auch weil man aufpassen musste, da einige die Kurvenfahrerei nicht so genau nahmen und viel Platz auf der Fahrbahn beanspruchten.
Schließlich befanden wir uns wieder auf der N 502 um den Rückweg nach Ávila anzutreten. Die hatten wir ja schon am Morgen leider nur bis zum Abzweig AV 941 genommen. Nach Mombeltrán, einem Bergstädtchen mit einer imposanten Burg, gibt’s auf der N 502 ein Kurvenfeuerwerk bis zum Pass (Puerto) del Pico. Mit einem letzten Blick
fuhren wir schließlich nach Ávila ab.
Unseren letzten Abend dort, beschlossen wir würdig mit einer der Spezialitäten der Provinz (Chuletón de Ávila) zu beschließen: Rinderkotelett à la Ávila.
Wenn ihn die 450 km der Tour nicht überfordert hatten, dann schaffte es wohl das dicke "450 Gramm+ Brettchen", das man ihm da vorgesetzt hatte und Peter, seinem Gesichtsausdruck nach, wohl den Rest gab.
Eine mächtige Stiersohle!
Gerade richtig, zur Stärkung für unsere anstehende Tour am nächsten Tag nach Toledo, unserer letzten Station der Zentralspanientour.
Nach seiner Aussage, hat ihn der Anblick direkt zurück in seine kindliche Vergangenheit katapultiert. Schon als Kind hasste er das "spanische Steak" bei dessen Verzehr du wegen des zähen, sehnig-flechsigen Fleisches Gefahr liefst selbst zum Wiederkäuer zu werden. Man musste außerdem immer befürchten, dass es dir beim Abbeißen ins Gesicht zurückschnalzt oder dass es dir beim Versuch des Abbeißens die komplette vordere Kauleiste mit rausorgelt . . .
Trotzdem war es ein gelungener Abschluss für unseren Aufenthalt in Àvila.
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Tourfazit: Offensichtlich haben wir mit der Tour die letzte Möglichkeit zur Regeneration unserer Gehirne rausgebrannt . . .
10. Tag: Sonntag, 23.09.12 von Ávila nach Toledo
Tour “Sierra de Gredos“ Teil 2
“ . . . merke Er sich, Freund Sancho, daß dieses Abenteuer und andre ähnlicher Art . . . Abenteuer sind . . . “
aus Don Quijote de la Mancha, Miguel de Cervantes de Saavedra
Leider mussten wir Ávila heute verlassen. Regen war für den Tag auch vorhergesagt worden. Eigentlich sinds von Ávila nach Toledo auf dem kürzesten Weg nur ca. 130 km. Aber wer will als Moppedler schon die kürzere Strecke nehmen, wenn er vor der Haustür so ein Kurvenrevier, wie die Sierra de Gredos liegen hat. Schließlich konnten wir am Vortag nicht alles fahren, was dort geboten war. Aber das hätten wir wahrscheinlich auch nicht geschafft, wenn wir noch mal 2 Touren dort gefahren wären.
So gings für uns zunächst auf der N 403 Richtung Toledo. Diese verließen wir dann bei San Juan de la Nava. Über Navalmoral auf der AV 905 und Navatalgordo auf der AV 903 gings nach Venta del Obispo.
Und wie kann es anders sein, wieder auf die N 502, um noch mal die 15 km über den Puerto del Pico auf der „legalen“ Rennstrecke bis fast nach Mombeltrán zu bolzen.
Kurz vor Mombeltrán war dann dieser Kurvenspass vorbei, aber es begann dann ein weiterer. Über San Esteban del Valle zum Collado de Serranillos und von dort weiter zum Puerto de Mijares. Beide knapp unter 1600 m hoch, was jedoch der Fahrstrecke keinen Abbruch tat.
Alte spanische Straßenführung mit grandioser Landschaft, Schluchten, atemberaubenden Ausblicken, aber sehr gutem Belag.
Ein Augenblick für die Ewigkeit
Unmittelbar vor dem Collado de Serranillos überholten wir eine Gruppe Radfahrer. “Wolfi hielt dann oben am Pass Getränke für sie bereit.“
Als "Freßfreind" auf der Straße könntest du den Jungs, die das was wir motorrisiert, mit eigener Muskelkraft fahren, schon aus Respekt die verdiente Erfrischung reichen. Gilt natürlich nicht für gedopte Profimastschweine . . .
Am Puerto de Mijares hatten wir aufgrund des starken Windes nur einen Kurzaufenthalt. Die Abfahrt hatte es dann aber wieder in sich. Kein Problem damit, wenn der Pass nur 1600 m hoch ist, wenn sich dann die Abfahrt so gestaltet.
Bist narrisch!
Mit der AV 90 r hatten wir dann wieder mal ein Sträßchen unter den Rädern, das es so eigentlich nicht geben durfte. Wieder durch Wald, zu den vertikalen Kippeffekten kamen zusätzlich die horizontalen plus Bodenwellen. So langsam konnte man den Eindruck bekommen, dass auch die zentralspanischen Bautrupps bei ihrem verspäteten Frühstück (El Almuerzo), vielleicht doch zuviel vom Trank des Bacchus abbekommen hatten und deshalb zu stark "tintoisiert" bei ihrer Arbeit waren. So ließen sich zumindest manche "Kurvengelage" erklären.
Thema Saufen: Nachdem sich Peters Tankanzeige schon länger im Aufforderungsmodus zum Nachfüllen befand, verbanden wir die Tankerei gleich mit dem Mittagessen in Sotillo de Adrada. Und dort hat uns dann doch noch der sich ankündigende Regen eingeholt. Wie in Spanien üblich, öffneten sich Schleusen.
So hatten wir zum Mittagessen einen unfreiwillig längeren Aufenthalt bis die großen schweren Tropfen, den kleinen gewichen waren, aber das Land brauchte den Regen dringend.
Trotz des dann leichteren Regens, sollten wir aber noch bei den Toros de Guisando vorbeischauen, die wir nicht gleich fanden. Die "Stierchen" sollen angeblich über 2000 Jahre alt sein. Genug Zeit, um sich die Hörner abzustossen.
Und dann wollten wir doch auf dem schnellsten Weg nach Toledo kommen. Über die vorhin “unterbrochene“ Weiterfahrt auf der N 403. Maddin sollte wieder die Führung übernehmen, um uns ins Hotel Casona de la Reyna zu bringen.
Durch den Weiterbau der A 40 Ávila – Toledo, war ein schnelles Vorwärtskommen in den Baustellenbereichen nicht zu denken, Unmittelbar vor Toledo dann eine „Verkehrsregelungsscheibe“ nach der anderen. Gefangen in der Zeit- bzw. Kreisverkehrsschleife. Allerdings hatten wir an manchen Stellen einen unglaublich guten Blick
auf den Alcázar von Toledo. Die Anfahrt zum Hotel war dann doch nicht so reibungslos, wie wir uns das vorgestellt hatten. Zunächst verloren wir uns, Peter und Wolfi waren an einer Ampelschaltung hängen geblieben und dann fing es kurz heftig zu regnen an.
Weil zumindest das Einchecken im Hotel schnell ging, konnten wir uns noch einen guten Überblick über Toledo verschaffen.
Tourfazit: Vorallem zum Schluß der Tour hin, trotz der insgesamt nur 260 km, anstrengend.
11. Tag: Montag, 24.09.12 “tourfrei“/KulTour Toledo
“ . . . Alle Welt halte still, wenn nicht alle Welt bekennt, daß es in aller Welt kein schönere
Fräulein gibt als die Kaiserin der Mancha, die unvergleichliche Dulcinea von Toboso . . .“
aus Don Quijote de la Mancha, Miguel de Cervantes Saavedra
Wieder ein fahrfreier Tag, diesmal in Toledo. Der Stadt die im Mittelalter angeblich für Toleranz stand. Stadt der Kulturen, die in Frieden miteinander gelebt hatten. Toledo war/ist außerdem bekannt für die Herstellung von Klingen und Waffenstahl. Ein spezielles kulturelles Programm war hier nicht geplant und so ließen wir uns an dem Morgen einfach durch die Stadt treiben. Was uns dann zunächst zur “Brücke des Heiligen Martin“ (Puente de San Martín) in der Nähe des Klosters (Monasterio) San Juan de los Reyes brachte.
Nach und nach haben wir an diesem Tag einige Ecken von Toledo entdeckt. Wir haben uns sogar zum Messerkauf verleiten lassen. Allerdings ist es an einem Tag unmöglich alle Ecken, Winkel, Gässchen, Hinterhöfe und Plätze von Toledo zu erkunden. Gut, man hätte auch seine Zeit im Alcázar verbringen können, aber der Tag war gut gewählt, um sich einfach treiben zu lassen. Hier ein paar Eindrücke
Davon gibts mehr auf dem WebAlbum.
War ja klar, dass wir dann auch irgendwann einmal auf diese beiden “Figuren“ treffen . . .
12. Tag: Dienstag, 25.09.12 RundTour Toledo
durch die Montes (Berge) de (von) Toledo bis nach Andalusien und zurück nach Toledo
“ . . . als die ersten Sonnenstrahlen im Osten den Himmel erleuteten, ritten Don Quijote und sein Knappe . . .“
aus Don Quijote de la Mancha, Miguel de Cervantes de Saavedra
Am letzten RundTourentag sollten wir uns mit einer Tour in den Süden, bei der wir uns einen Wendepunkt in der Region Andalusien vorgenommen hatten, mit knapp 550 km noch mal selbst richtig den Hintern versohlen. Aber eins nach dem anderen.
An diesem Morgen starten wir früh, knapp nachdem die Dämmerung in den Tag überging. Nicht unbedingt Wolfi’s Favoritenzeit zum Mobbedfahn, und für ein Eis, man könnte von einer “Morgengrauentour“ sprechen.
Zum Aufwachen gabs, dann eh erstmal ein paar Geraden, in Richtung der ’Montes de Toledo’ (Berge von Toledo) zu überwinden. Die CMs 4013, 4021 und die 403 sollten uns über Porzuna nach Piedrabuena zu den von uns heißbegehrten Radien bringen. Für knapp 120 km ’alls grad aus’ auf denen wir das Weg-/Zeitverhältnis zu unseren Gunsten entscheiden sollten. Bis auf die jeweiligen Abbiegungen, die aber als Kurven zu bezeichnen wäre obszön. Da könnte man ja gleich die "allseits bekannte", sogenannte “BurgerKing-Kurve“ am Nürnberger Flughafen als Kurven-El Dorado bezeichnen, gell Peter! Na gut, bekanntlich ist ja alles eine Betrachtungsfrage. Wenn man natürlich nach knapp eineinhalb Jahren zwischen den Touren fahrtechnisch auf der Felge daherkommt, dann kann einem da schon "was in die Hose rutschen".
Schöne Ausblicke am Embalse (Stausee) de (von) Torre Abraham und dann ein Pass (Puerto de la Peralosa) unmittelbar hinter Porzuna, bei dem man die Bezeichnung Pass mit seinen 729 m schon gewagt nennen kann. Gut, wir haben bei der vorgestrigen Tour von Ávila nach Toledo schon mitbekommen, dass Pässe wie das Collado de Serranillos und der Puerto de Mijares beide unter 1600 m - jemand stellte im Tourtagebuch die Frage, ob es da nur solche Hügel gäbe - trotzdem maximale Qualität an Kurven, Asphalt und Landschaft bringen können. Sie können . . .
Irgendwo standen auch mal zwei ältere Spanier. So wie man sie sich vorstellt: Warze auf der Nase (haben wir so jedoch nicht sehen können, aber vermutet), Kopfbedeckung Baskenmütze, leicht nach vorne gekrümmte Körperhaltung, abgestützt auf einem alten, knorrigen Gehstock, 'Clever und Smart lassen grüßen' Sie unterhielten sich über die Straße hinweg, bis zu dem Moment, an dem wir vier nach Kurven ausgehungerte Typen, in ihre Welt einbrachen. Wir stellten uns schon die Frage, warum unterhalten die sich über die Straße hinweg, über welches Thema, mindestens 5 Kilometer von jeglicher Zivilisation weg? Peter malte das Szenario, dass sich der eine beim anderen über den 50 Jahre andauernden Schweinegestank seiner Viecher beschweren würde. Für den Fall, dass es um etwas anderes ging, wollten wir auch nicht in eine, eventuell Jahrhunderte, alte Familienfehde hineingezogen werden. Bei der Bevölkerungsdichte im Grenzgebiet der Regionen La Mancha und Andalusien, wärs ein Problem den Standort deiner sterblichen Überreste zur Aufstellung eines Grabsteines zu finden.
In Piedrabuena gings aus dem Grund schon nach 120 km zum Tanken.
Keine wesentlichen Überraschungen auf der N 430, die wir danach befuhren.
Und dann kam die CM 415 nach Almadén. Farbwechsel des Teers auf Dunkel, als wir auf sie einbogen. Neuer Belag, breite gut ausgebaute Straße. Zunächst hielten wir unsere Formation. Allerdings bemerkte ich, dass es hinter mir wieder ganz unruhig wurde. Nach ca. 15 km, ab Sacuerela sollte ich dann Wolfi und Peter das Recht des ersten Befahrens lassen. Bevor sie mit dem Schaum vorm Gesicht nix mehr sahen und/oder irgendwann die Straße vollsauten, weil ihnen das Zeugs aus dem Helm quoll . . .
Man sollte sich dann in Almadén wieder treffen, bis dort waren es etwas mehr als 65 km, die jeder so verbrachte, “wie es ihm gefiel“. Nach ca. ?? Minuten traf man sich am Ortseingang Almadén unversehrt wieder. Zunächst kein Wort, außer das leicht irre Grinsen von Wolfi, dass erahnen lies, dass die Post abgegangen sein könnte. Maddin erzählte kurz, dass er beim Überholversuch eines Viehtransports fast ersoffen wäre, als dieser in einer Kurve “etwas“ Flüssigkeit verlor. Der Dusche sei er gerade mal so entkommen. Wir wollten gar nicht so genau wissen, was ihn da eventuell hätte treffen können. Irgendwo standen sich dann noch mal zwei “Alte“ am Straßenrand gegenüber, wahrscheinlich um sich zu “beschimpfen“.
Als wir uns am Ortseingang von Almadén wieder trafen, bekamen wir allerdings eine Ahnung davon, was uns aus dem von uns überholten Viehwagerl gedroht hätte.
Gut, dass es dann nicht in unsere Richtung weiterfuhr, macht doch wirklich keinen Spaß hinter einer mobilen Latrine herzufahren und Gefahr zu laufen, in irgendeiner Kure, eventuell einen "tiefen Zug aus der Pulle" nehmen zu müssen.
Nach Almadén bestand die Schwierigkeit zunächst darin, der geplanten Streckenführung zu folgen. Die sah vor, dass man sich in der Extremadura entlang des Stauseensystems Embalse del Zújar, Embalse de la Serena, Embalse de Orellana und Embalse de Garcia de Sola bewegen wollte. Hinter Cabeza del Buey (EX 322) sollten wir dann ein Stück (A 420) weit nach Andalusien reiten.
Von unserem Fotoshooting bis in unser geliebtes Córdoba waren es von hier aus “nur“ ca. 115 km. Somit schloss sich hier für uns der Kreis zur letztjährigen Andalusientour. Seufz . . .
Es war wieder Zeit zum Tanken und auch gleich zum Kalorienfassen in Cabeza del Buey. Danach gings für uns auf der EX 322 und der EX 103 über Talarrubias in Richtung der N 403 über die wir schließlich den Embalse (Stausee) de Garcia de Sola erreichten.
Beim Ritt "über" den Embalse de Zújar machten wir zunächst aber Bekanntschaft mit diesem ominösen "Kreisverkehr" (ins Foto klicken):
Klar kommst du angesichts solcher und ähnlich wiederkehrender "Merkwürdigkeiten" beim Touren in Spanien kurz ins Grübeln und stellst dir dann Fragen wie z.B. Verschwendung von Steuergeldern/EU-Mitteln? Was geht in den Köpfen der sogenannten "Entscheidungsträger" vor? Kannst du was als Einzelner beeinflussen? Diese Fragen bleiben offen, trotzdem liegt das Angebot direkt vor dir. Und so übernahm der sogenannte Toureneinzeller wieder die Primärfunktion und man drehte ein, zwei schnelle Runden. Schließlich sind wir da nicht die einzigen "intelligenten" Wesen mit einem merkwürdigen Symbionten.
Weiter gings dann auf der EX 316 und ab Valdecaballeros in Richtung Guadalupe. Dort erneutes Tanken.
Wir durften dann die EX 102 kennen lernen. Zunächst kannst du dich bis Alía auf rund 14 km in einen wahren Kurvenrausch fahren. Schneller als 60 km/h nicht möglich. Das Drücken und Ziehen am Lenker um die entsprechenden und notwendigen Schräglagen zu erreichen, ist aus meiner Sicht mit der Arbeit als Ruderersklave auf einer römischen Galeere zu vergleichen. Als wir das Klein-Klein bis Alía hinter uns hatten, wartete ab da, bis hoch zum Puerto (Pass) de San Vicente (807 m) die nächste Herausforderung. Eine krasse Langgezogene im Wechsel mit einer Engen nach der anderen. Ich weis nicht, wie es den Anderen danach gegangen ist, aber nach diesem 36 km andauernden Kurvenstakkato zwischen Guadalupe und dem erwähnten “Pass“ war ich irgendwie froh ein kurzes Päuschen einlegen zu dürfen
damit sich die Einzelteile meines Einzellers wieder magnetisch ausrichten konnten.
Die erwähnte Pause war aber offensichtlich nicht lang genug. Anders ist es nicht zu erklären, warum ich dann auf der CM 4100 die zähe, dunkle Masse welche sich vor uns über die Straße schob, so spät reagierte. Wahrscheinlich ein Zuordnungsproblem wegen der Herde schwarzer Ziegen, welche vor uns die Straße überquerte. Aber alles ging gut.
Die Dauer der Tour hatte uns alle schon ein wenig ausgelaugt. Aber da warens immer noch ca. 125 km zurück nach Toledo. Zu diesem Zeitpunkt hatte nicht nur ich schon taube Gesäßlappen. Soviel zum Thema Hintern “selbst“ versohlen.
Über die N 502, die CM 401 und einen kurzen Tankstopp in Los Navalmorales fanden wir eigentlich relativ früh für so eine ausgedehnte Tour zurück in unsere vorübergehende Heimatstadt Toledo. So blieb uns noch Zeit für eine kleine Abschiedstour zu Fuß und ein Abendessen.
Der Wetterbericht für morgen hatte andauernden Regen im südlichen, spanischen Hochland vorausgesagt.
Tourfazit: 550 Tourenkilometer mit wenig sozialen Kontakten.
13. Tag: Mittwoch, 26.09.12 von Toledo nach Valencia
Bei Dauerregen zurück zum Stützpunkt Valencia
"Dort stehen dreißig und noch mehr ungeheure Riesen! Ich werde ihnen entgegenreiten, und mit ihnen kämpfen auf Leben und Tod!"
aus Don Quijote de la Mancha, Miguel de Cervantes Saavedra
Wie vorausgesagt regnete es, zunächst leicht, an diesem Morgen. Wir sollten kurz hinter Toledo in unserer vermeintlichen Fahrtrichtung nach Consuegra, wo wir den ersten Kontakt mit den berühmten Windmühlen im Land Don Quijotes haben sollten, noch einmal Tanken. Da hatte ich aber schon die falsche Richtung (Aranjuez) eingeschlagen. Bis wir dann in Consuegra eintrafen hatte es sich richtig eingeregnet. An der Tanke dort konnten wir einen vernebelten Blick auf das bekommen, was uns bei Don Quijotes “Riesen“, seinen vermeintlichen “Feinden“, erwartet hätte.
Schade . . .
Wir sollten wegen des Wetters dort nicht hochfahren. Es ist wirklich nicht zu verstehen, wenn du wegen eines Durchfalles zwar gerade die Schüssel erreicht hast, dann aber feststellen musst, dass das Papier zu Ende ist, nachdem du dich des Druckes entledigt hast.
Wir entschieden noch vor Ort, den schnellsten und direktesten Weg zu unserem Stützpunkt bei Valencia zurückzulegen. Während der Fahrt starker Regen mit maximal 15 Grad, bis knapp hinter die valencianische Regionengrenze.
Spanien hatte uns schon wieder mal bei einer Tour gezeigt, was es für Motorradfahrer bedeutete, wenn es dort regnete. Es war sozusagen nicht das erste Mal, dass wir so “aus dem Land gespült“ wurden. So fand die Tour ihr unerwartet, vorzeitiges Ende.
Für den Abend hatten wir uns dann noch eine kleine Abschiedsparty gegönnt.
Tourfazit: Du weißt, wann es Zeit ist nach Hause zu gehen, wenn es dich "aus dem Land spült"
14./15. Tag: Donnerstag/Freitag, 27./28.09.12 Rückfahrt Valencia – Nürnberg
“ . . . in ganz Kastilien hört man den Ruf erschallen . . . . . . aus dem Lande zieht mein Cid Campeador . . . “
aus Gedicht des Cid, Vers 290/291
Ich will diesen Abschnitt unserer Reise ganz kurz halten, auch weil es keine nennenswerten Vorkommnisse davon zu berichten gibt. Man langte nochmal zusammen hin
Für die knapp 1800 km brauchten wir wieder nur so um die 17 Stunden. Trotzdem bist du froh, wenn du endlich wieder zu Hause bist.
Denn die Tour ist da leider vorbei.
F a z i t
Fernab von den bekannten Kurvenjagdgebieten für Motorradfahrer (Andalusien, Pyrenäen, Nordspanien) in Spanien, liegt ein weitgehend unbekanntes Terrain. Zentralspanien hat es in sich und steht dem uns bekannten in nichts nach.
Landschaftlich reizvoll und vor allem abwechslungsreich zeigte sich Zentralspanien, auch wenn die Pässe nicht so hoch, wie gewohnt waren.
Der Schwerpunkt der Tour verschob sich diesmal mehr zum Fahren. Obwohl das Kulturelle nicht zu kurz kommen musste, nutzten wir die freien Tage mehr zum Relaxen, was absolute Berechtigung hatte. Unerwähnt soll und darf in dem Zusammenhang unser Aufenthalt in Ávila nicht bleiben.
Was für eine Stadt!
Wir konnten durch die Tour wieder einmal Lücken schließen, wobei ich überzeugt davon bin, dass Zentralspanien noch viel mehr an Überraschungen für uns bereitgehalten hätte.
Ohne meine zuverlässigen Tourpartner Maddin, Wolfi und Peter, wäre die Tour aus vielen Gründen so nicht möglich gewesen. Alle kann ich nicht aufzählen. Wolfi hat wieder mal mit seinen “wahnsinnigen“ Fahrfotos dazu beigetragen, dass die Tour in Bildern unvergessen bleibt. Der Beitrag, den Maddin für die Gruppe leistet spielt sich meist im Stillen ab. Er ist da . . . Peters Beitrag ist so einfach nicht zu umreißen. Aber ohne seine treffenden Äußerungen, wäre die Tour um eine Facette ärmer gewesen.
Bei der Planung der Tour gabs die Befürchtung, dass durch endlose Geraden auf dem spanischen Hochplateau (Meseta) der Spaß am Fahren verloren gehen würde. Das Gegenteil ist für uns eingetreten. Aus der niedrigen Erwartungshaltung im Vergleich zu dem was wir dann geboten bekamen, war die Tour zumindest für mich anstrengender als gedacht.
Insgesamt scheint es so, als ob es egal ist, wo du in Spanien deinen Gummi liegen lässt. Denn du wirst ihn liegen lassen müssen . . . aber nicht nur deshalb werden wir wieder kommen . . .
“An die Orte, deren Namen wir nicht mehr alle erinnern.“
Tour zum "Nachfahren" auf GoogleMaps
(Hinweis 3D-Button klicken)
Stand: 09.03.13